Mittwoch, 11. Februar 2009

Aus der Einführungsrede von Georg Graf von Matuschka

Vernissage: Rubin Hirschbeck FIGURENBILDER

Stadttheater Fürth, Foyer

Sonntag, 25. Januar 2009; 11:00 Uhr

Art-Agency Hammond

Ausstellungsdauer: 25. Jan. – 18. März 2009

Sehr geehrte Damen und Herren,

...Im Vorfeld der Ausstellung mussten aufgrund eines Einspruchs eines Betrachters drei Bilder entfernt werden. Sie werden während der Vernissage zu sehen sein und anschließend wieder entfernt werden. Es handelt sich um die Bilder „Drei Frauen auf drei Beinen“, „Die alten Männer“ und „Was vor uns liegt, liegt hinter uns.

“Was dieser Akt der Selektion aussagt? Vermutlich könnte an der Diskussionen über die „Freiheit der Kunst“, in einem Land welches dieses im Grundgesetz verankert hat, trefflich diskutiert werden. Oftmals haben derartige Diskussionen gezeigt, dass das Bilderverstehenlernen in den Schulen zu wenig eingeübt wurde. Nicht selten wurzeln Bilderverbote in einem bürgerlichen Moralverständnis, welches seit der Aufklärung in einer merkwürdigen Mischung aus Doppelmoral und Sprachlosigkeit oszilliert. Anstatt den Dingen auf den Grund zu gehen, werden dann Entscheidungen getroffen, um bestimmte Problemfelder und Eskalationen zu vermeiden. Galerien, Kunstmessen und zeitgenössische Museen sollten von diesem Virus nicht angesteckt werden. 

Häuser, in denen Bilder hängen, um damit eine latente „Liebe zur (art-igen) Kunst“ zu signalisieren, dürfen im Hinblick auf ein potentiell zu verschreckendes Publikum, das ihnen davon zu laufen droht, wenn nicht vorselektiert wurde, anders handeln. Wir dürfen uns aber dann nicht dem Trugschluss hingeben, die Freiheit der Kunst würde auf bestimmte Orte begrenzt sein, sagen wir die Bühne. Ein Diskussionsabend zu diesem Thema scheint in Fürth angebracht...

...Und obwohl die Theaterhäuser seither als ein offenes FREIES Podium gelten, ausgestattet mit „Brettern, die die Welt bedeuten“, man also sich die Auslotung der Untiefen menschlichen Grauens und seelischen Tiefgangs zu eigen gemacht hat, werden die starren Bilder gegenüber den bewegten Bildern, den Theaterstücken, zu einer anderen geistigen Aneignung durch die Besucher auffordern.Wer keine oder wenig Distanz zu sich selbst hat, ist den Bildern ausgeliefert wie ein Ohnmächtiger. Wer jedoch den sensiblen Geschicken Rubin Hirschbecks Bildern folgen mag, der kann sich auf spannende Erfahrungsreisen (Sehreisen) begeben...